Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hält die umstrittene Äußerung von Papst Benedikt XVI. über den Propheten Mohammed für kein Versehen. In der Palästinenserstadt Gaza wurde ein Anschlag auf eine christliche Kirche verübt.
Die Entrüstung in der islamischen Welt über die Äußerungen von Papst Benedikt XVI. über den Propheten Mohammed nimmt weiter zu. Der ägyptische Außenminister Ahmed Abul Gheit hat Papst Benedikt XVI. aufgefordert, seine Äußerungen zum Islam zu erläutern. «Er muss sich erklären und uns sagen, was genau er gemeint hat», verlangte Gheit am Freitag am Rande des Blockfreien-Gipfels in Havanna. So könne man die Sache nicht auf sich beruhen lassen.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Ayyub Axel Köhler, bekräftigte seine Forderung nach einer Entschuldigung des Papstes für dessen islamkritische Worte gefordert. «Er sollte sich bei den Muslimen entschuldigen. So könnte er zur Entspannung beitragen und für Klarheit sorgen», sagte Köhler der in Hannover erscheinenden «Neuen Presse». Durch die Worte des Kirchenoberhaupts befürchtet Köhler neue Gewalt: «Jetzt drohen sich die Proteste wieder wie schon im Karikaturenstreit aufzuschaukeln. Das ist schlimm. Die Empörung darf nicht eskalieren.»
Köhler hält den Ausspruch des Papstes nicht für ein Versehen. «Ich habe eine hohe Achtung vor dem Amt des Papstes. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas ein Ausrutscher ist», sagte er der «Badischen Zeitung».
Der Grünen-Europaabgeordnete Cem Özdemir bezeichnete Forderungen nach einer Entschuldigung als «überzogen». In der «Frankfurter Rundschau» forderte er die Türkei dazu auf, «gerade jetzt am Besuch des Papstes festzuhalten und dabei das Gespräch zu suchen». Auch die Islam-Beauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Lale Akgün, warnte, eine Ausladung des Papstes seitens der Türkei wäre kontraproduktiv: «Der Papst hat sich nicht gegen den Islam, sondern allein gegen einen gewalttätigen Islamismus geäußert», sagte sie der «FR».
«Möglicher Feind»
In der Palästinenserstadt Gaza wurde ein Sprengstoffanschlag auf eine christliche Kirche verübt. Die ägyptische islamische Arbeitspartei attackierte den Papst und rief zu Protesten auf. Die Partei erklärte: «Wacht auf, Muslime, der Papst beleidigt den Propheten und bezeichnet den Islam in seiner Ahnungslosigkeit als möglichen Feind.» Die radikale ägyptische Moslembruderschaft verlangte eine Entschuldigung. Benedikt XVI. gieße «Öl aufs Feuer». Ein iranischer Kleriker und Mitglied des höchsten islamischen Gremiums des Landes bezeichnete die Papst-Äußerungen als «unerhört».
Der Großmufti in Syrien forderte Benedikt auf, seine kritischen Äußerungen zum Islam zu klären. Auch die britischen Muslime drangen auf eine Klarstellung. Der Muslim Council of Britain (MCB) – die Dachorganisation der rund 250 muslimischen Gruppen in Großbritannien – teilte mit: «Von einem religiösen Führer wie dem Papst hätte man erwarten können, dass er mit Verantwortungsbewusstsein handelt und spricht und im Interesse von Wahrheit und Harmonie zwischen den Anhängern des Islams und des Katholizismus die Ansichten des byzantinischen Kaisers zurückweist.»
«Fehler richtig stellen»
Auch der malaysische Ministerpräsident Abdullah Ahmad Badawi forderte von Papst Benedikt XVI. wegen dessen Islam-Äußerungen eine Entschuldigung. Das Oberhaupt der katholischen Kirche dürfe die Empörung der Muslime nicht auf die leichte Schulter nehmen, warnte Badawi am Samstag nach Angaben der Nachrichtenagentur Bernama. Der Vatikan müsse die volle Verantwortung übernehmen und «die notwendigen Schritte ergreifen, um den Fehler richtig zu stellen». Die Worte Benedikts zeugten von einem Mangel an Sensibilität gegenüber den Gefühlen der Muslime, sagte der malaysische Regierungschef, der auch Vorsitzender der Organisation der Islamischen Konferenz ist.
Benedikt hatte bei seinem Deutschland-Besuch aus einem Disput im 14. Jahrhundert zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaeologos und einem gelehrten Perser über den Dschihad zitiert. Dort hieß es, Mohammed habe der Welt nur Schlechtes und Inhumanes gebracht. Dies war bei Muslimen weltweit auf Empörung gestoßen
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