substantiviertes Adjektiv... oder etwa nicht?

**Voodoo** · 09.02.2015, 21:29

Ich habe mal was zum Diskutieren. Mich würde eure Meinung interessieren. Hier ein Auszug aus der E-Mail, die ich an die Grundschul-Lehrerin meiner Tochter geschickt habe.

...bei der Durchsicht der Hausaufgaben unserer Tochter ist mir eine Sache aufgefallen, die ich erst als Rechtschreibfehler in der Vorlage abtun wollte, mich dann aber doch weiter beschäftigte. Es geht um den Satz: „Das kleinste liegt noch in der Wiege…“. Nach meinem Verständnis der neuen deutschen Rechtschreibung hätte ich das k groß geschrieben, da es sich um ein substantiviertes Adjektiv handelt (Neue Rechtschreibung §57). Bei der Durchsicht des Buchs „die neuen Rechtschreibregeln“ von Gerhard Widmann bin ich auf Seite 24 auf die Regel der Steigerungsformen gestoßen, die man „natürlich“ immer klein schreibt. Wenn diese Regel hier Anwendung findet, frage ich mich, ob es eine Regel gibt, die bestimmt, wann eine Regel einer anderen Regel vorzuziehen ist...

**Voodoo** · 09.02.2015, 21:31

Auf dieser Hausaufgaben Seite waren haufenweise klein geschriebene Wörter, die ich groß geschrieben hätte, z.B. "das zweite wollte einfach..." oder "der älteste ging in die...". Für mich alles Wörter, die ich ganz klar groß geschrieben hätte. Daher die E-Mail. Wegen ein Rechtschreibfehler schreibe ich für gewöhnlich nicht die Lehrerin an

**MaX PoWeR** · 09.02.2015, 21:51

Groß dürfte richtig sein, das mit der Steigerung gilt eben auch nur dann, wenn noch ein Substantiv folgt.

***maXiMus*** · 10.02.2015, 12:19

seh ich auch so... bin auf die antwort gespannt....

**Voodoo** · 10.02.2015, 12:36

Ich habe gestern Abend selbst noch ein wenig geforscht und die vermeintliche Lösung gefunden. Dafür muss ich aber noch weiter ausholen.

Der vollständige Abschnitt lautete in etwa so:

Die Mutter hat mehrere Kinder. Eines spielt draußen auf der Wiese. Das kleinste liegt noch in der Wiege.

Die Lehrerin hat inzwischen geantwortet, dass sie sich auch darüber gewundert und meine Frage an die Rektorin weiter gereicht hat.

Nun gut, jetzt meine Lösung, die ich inzwischen an die Lehrerin geschickt habe:

ich habe gestern Nacht noch ein weiteres Buch über die neue deutsche Rechtschreibung gelesen und habe wohl die vermeintliche Sonderregel gefunden.

"Sonderfall Auslassungen: Wenn nach einem Adjektiv ein Substantiv ausgelassen wird, weil es sich nicht wiederholen soll, wird das Adjektiv klein geschrieben, auch wenn es alle Merkmale einer Substantivierung aufweist. Ein solcher Fall kann innerhalb eines Satzes oder über Satzgrenzen hinweg auftreten."

Die deutsche Rechtschreibung ist wirklich schrecklich. Da gibt es im Grunde keine konsistente Regel, da jede Regel von irgendwelchen anderen Sonderregeln außer Kraft gesetzt wird. Einfach schrecklich, so etwas jemanden anders beibringen zu müssen.

Ich frage mich dann, wann es dann noch zu dem Fall eines substantivierten Adjektivs kommen kann. Denn ohne die Information des Substantivs ist ein Adjektiv doch bedeutungslos. Man weiß ja nicht, auf was es sich bezieht. Und wenn daher in einem der vorherigen Sätze das Substantiv genannt wird, dritt die obere Regel ja wieder in Kraft.

**MaX PoWeR** · 10.02.2015, 17:33

Das substantivierte Adjektiv dürfte die Regel sein, wobei ich für die Sonderregelung grade noch nach nem Beispiel suche...

Vielleicht: Der größte Fisch war am teuersten, aber der größte ist halt nicht immer der Beste. So vielleicht?

**Voodoo** · 10.02.2015, 18:05

Ein Beispiel war ja in meinem Post drin:

Die Mutter hat mehrere Kinder. Eines spielt draußen auf der Wiese. Das kleinste liegt noch in der Wiege.

Ich würde sagen, die Sonderregel ist eher die Regel. Oder nenne mir mal ein Beispiel für einen substantiviertes Adjektiv.